Dienstag, 11. September 2012

+++ Telegramm einer Wiedergeburt +++

(09/2012)

Tag -3 + Fahrt nach Leipzig + Gaesteappartement + Voelkerschlachtdenkmal, danach Abendessen mit Talisker 10 + Wenn alles gut geht, wird das mit Lagavulin 16 wiederholt... +++

Tag -2 + Aufnahmeritual im schoenen Atrium: erneut zwei Kilo Papier ausgefuellt + erste Untersuchungen + Ganzkoerperrasur durch zwei Schwesternschuelerinnen +++

Tag -1 + Nahrungsabstinenz wegen der erwarteten Herzkatheteruntersuchung (HKU) + Zwanzig Uhr dann doch zwei Stullen fuer den tapferen Hungerer + Gleich danach der obligatorische Einlauf + Die HKU soll morgen unmittelbar vor der OP stattfinden +++

Tag 0 + HKU und gleich danach OP + Mehr als fuenf Stunden, statt der erwarteten drei + ITS + Haendchenhalten +++

Tag 1 + ITS + Zehn Minuten Besuch am Vormittag + Gegen Abend Verlegung zur Wachstation + Benebelt + Jemand ist da + Haendchenhalten + Eine große Uhr direkt in Blickrichtung + Gefuehlte vergangene Zeit 3 Stunden; real eine Minute... na gut fast zwei + Unbequeme Sessel mit Universalmatratze + Pinkeln immernoch ueber Katheter + Nebenan eine laute, telefonierende, unruhige Familie +++

Tag 2 + Wachstation + Total verschwollen und muede + Schmerzen bei jeder Bewegung und vor allem beim Husten + Das Atmen faellt schwer + Bewegungen ziemlich unkoordiniert + Es faellt schwer, den Mund zu treffen + Eine Stunde fuer eine halbe Stulle + Zwei Stunden Besuch vormittags, dann nachmittags und abends +++

Tag 3 + Wachstation + Kurze Gespraeche moeglich + Muede und schwach + langer Besuch +++

Tag 4 + Verlegung auf die Normalstation + Heute geht es etwas besser: nicht mehr so müde + Das Atmen faellt schwer + Erstes Aufstehen zur Toilette +++

Tag 5 + Faeden gezogen + Erstes Duschen - danach total erschoepft + Schwellungen im Gesicht, an den Lidern, sind verschwunden + Unterhaltung wieder moeglich +++

Tag 6 + Zugaenge am Hals entfernt + Zugang am Handgelenk fuer Heparin bleibt + Telemetrie entfernt + Lebensgeister wieder erwacht + Wir trinken Kaffee im Atrium + Essen schmeckt wieder + Am spaeten Nachmittag kommt ein Schulfreund + Neuzugang Mondputzer U. +++



Tag 7 + Kontrollsonografie ist nicht in Ordnung + Wasser in der Lunge und im Herzbeutel + Telemetrie wieder angebracht + Bewegungsspielraum nur im obersten Stock des Atriums + Ueber 30°C + Keine Moeglichkeit zu adaequater Koerperpflege + Diuretika verordnet +++

Tag 8 + Hitze + Viel trinken + Viel pinkeln + Telemetrie verhindert Verlassen der Station +++

Tag 9 + Immernoch Hitze + Immernoch viel trinken + Viel pinkeln +++

Tag 10 + Morgens Kontroll-Echo + Befund hat sich verschlechtert + Herzbeutelpunktion und Drainage wird vorbereitet + Es geht in den "Ruecklaeuferraum" auf der Wachstation + Trost: Notfalls ist man in zwei Minuten im OP + Beim zweiten Versuch mit der Zwoelfernadel jede Menge Schnodder abgelassen +++

Tag 11 + Wieder immobil: Pinkeln in die Ente + Aussicht, die "Flaschensammlung" (Drainage und Auffanggefaeße) morgen loszuwerden, da kaum etwas nachfließt + Unzaehlige Blutentnahmen + Abends kurzes "Abklemmen" der Geraete zur minimalisierten Koerperpflege + Das hochfrequente Zaehneputzen loest Fehlalarm aus: angeblich Herzflimmern mit 230 Herz + Das Ereignis ist zum Glueck reproduzierbar und gleichzeitig der Puls relativ normal + Nebenan sind Patienten eingezogen + Die grueßen nicht und wollen zu jeder Pille erst einmal die Rote Liste einsehen +++

Tag 12 + Vor dem Fruehstueck zur Kontrollsono + Na ja, mit Drainage geht es nicht + Fruehstueck und Ziehen der Schlaeuche + Schwaeche statt Baeumeausreißen und erst mal Schlafen statt Duschen + U. geht mit 4-5 Stunden Verspaetung zur OP + Notfaelle kamen dazwischen + Warten auf die Sono + Warten aufs Haendchenhalten + Muss viel tinken wegen Krea und bekomme zusaetzlich noch Volumenersatzbeutel angehaengt +++

Tag 13 + Es geht super! + Wir gehen spazieren rund um das Krankenhaus am Vormittag und am Nachmittag + Wieder Appetit + Das Essen schmeckt heute besonders gut + U. kommt zurueck in das zweite Zimmer im "Appartment" + Er hat alles gut ueberstanden und Gewuerzgurken aus Zschorlau sind lecker + Noch abends ziehen wir wieder zusammen + Sein Zimmergenosse hat sich verdunkelt, meiner wollte lieber alleine schlafen... +++

Tag 14 + Es geht weiter aufwaerts + Morgens Herzecho + Mittags Roentgen und EKG + Das Wetter ist angenehmer, aber noch so, dass man auf der Bank sitzen kann + Besuch zum tuerkischen Kaffee in der Gaestewohnung +++

Tag 15 + Viel gelaufen + Nachmittags Freunde aus Dresden zu Besuch + Das Laufen ist anstrengend, aber schoen, und der Kaffee dazwischen sehr lecker +++

Tag 16 + Schlecht geschlafen: Rueckenschmerzen + Haengt irgendwie mit den Betten zusammen und der Reduzierung der Schmerzmittel + Braunuele rausgerissen + Leider wird die wieder ersetzt + Lieber waere mir der Morgenpieck + M. reist heute ab und der Arzt meinte, dass es mit der Medikamenten-Einstellung noch ein paar Tage dauern duerfte + Immehin hat er die Initialdosis erhoeht +++

Tag 17 + Gut geschlafen, allerdings MIT Schmerztabletten + Visite: Abreisetermin wurde fuer den Mittwoch festgelegt + Jetzt muss nur noch der Blutwert stimmen + Immerhin hat man einen festen Termin, auf den man sich freuen kann - uebermorgen + U. darf morgen nach Hause + Abends Aue beim Sieg gegen Koeln zugeschaut +++

Tag 18 + Schmerzfreie Nacht ohne Tabletten + Lediglich eine Rueckeneinreibung gab es + Morgends duschen - ich musste nass aus dem Bad kommen, weil mir die Kondition abhanden kam + U. durfte gleich nach dem Fruehstueck abreisen + Das war irgendwie deprimierend + Spazieren gewesen, die große Runde + Wieder im Zimmer teilte die Schwester mit, dass morgen gegen 8:30 Uhr der Transport zur Reha kommt + Frohlocken +++

Tag 19 + Der Wert ist im Zielbereich und ich bekomme endlich den Dispenser abgenommen, die Flexyle gezogen + Duschen, Anziehen, Fruehstueck + Der Taxifahrer ist da, noch bevor ich den Muckefuck ausgetrunken habe + Es geht vom Herzzentrum direkt zur Reha + Lagavulin 16 muss noch drei Wochen warten +++